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Grevenstein's Geschichte

Eine Zeitreise in Grevenstein

Der sauerländische Erholungsort Grevenstein ist eine der kleinsten Titularstädte Nordrhein-Westfalens, liegt in einer Höhenlage bis 630 m ü. NHN im Naturpark Sauerland-Rothaargebirge und gehört heute zur Kreis- und Hochschulstadt Meschede.

Alles nahm wohl seinen Anfang mit dem Grafen Wilhelm von Arnsberg, der um 1300 damit begann, auf einer Bergkuppe oberhalb des Arpetals die Burg Grafenstein zu errichten. Reste des ursprünglichen Burgturms bilden heute den Kirchturm der Pfarrkirche. Im Schutz der Burg und der Stadtmauer siedelten dann einige Jahre später die ersten Bürger, welche bis dahin zerstreut im Tal wohnten, auf den Berg und gründeten Grevenstein. Das genaue Gründungsdatum ist unbekannt. Man geht allerdings davon aus, dass diese bereits vor der ersten urkundlichen Erwähnung des Ritters Dietrich von Helden am 12. Februar 1324 erfolgte, da diese Erwähnung schon auf das Vorhandensein der Stadt schließt. Von Anfang an hatte sie einen Bürgermeister und Stadtrechte, gehörte dem Hansebund an und soll Handelsbeziehungen in die baltischen Länder gehabt haben.

Der älteste Siegelabdruck von 1348 bildet den landesherrlichen Adler der Grafen von Arnsberg ab und ist das Stadtwappen Grevensteins.

Auch wenn Graf Wilhelm von Arnsberg 1327 eine Kapelle als Anbau an seine Grevensteiner Burg errichten ließ, so verlor sie im Laufe der Zeit ihre Bedeutung und wurde im Laufe der Jahrhunderte zurückgebaut. Um 1545 galt sie als verfallen. Von der eigentlichen Burg ist heute nichts mehr zu sehen, einige Teile blieben jedoch erhalten und gehören zur denkmalgeschützten Kirche St. Antonius Einsiedler. Ende des 18. Jahrhunderts verschwindet die Stadtmauer, die Steine werden als Baumaterial für Häuser verwendet. Reste der Stadtmauer befinden sich zum Teil in Kellern der Häuser in der Eckstraße.



Das unterhalb der Burg errichtete Gutshaus – „Der Burgmannshof" – war seit 1584 ein Rittersitz mit Sitz in der Burganlage. Verschiedene Grafen, Freiherren und schließlich Bürger wechselten im Laufe der Zeit auf dem Burgmannssitz, bis 1986 der Umbau des Gutshauses zum heutigen Burgmannshof durch Frau Rosemarie Veltins erfolgte.

Im 30jährigen Krieg 1618 – 1648 wurde jeglicher Wohlstand vernichtet.

Die erste „Dorfschule" führte Pastor Montanus 1721 ein. Bis 1724 wurde immer noch in einem Schulzimmer des Rathauses auf der „Bergkuppe" oder im Winter in privaten Räumen unterrichtet.

Bis 1803, als Grevenstein noch dem Kurfürstlichen Köln angehörte, wurde in Grevenstein für die Zivilgerichtssachen ein urkundlich belegtes Freigericht abgehalten. Zu der Zeit konnte noch jeder durch auf der Folter erpresste Aussagen als Hexe oder Hexer beschuldigt werden. Der Grevensteiner Pfarrer Michael Stappert (1621 bis 1663) setzte sich gegen die Hexenverfolgung ein.

Dicht nebeneinander stehende Häuser mit Strohdächern in den engen Straßen und Gassen brachten große Brandgefahr mit sich und so kam es zu mehreren Stadtbränden zwischen 1746 und 1843. Diese und auch die Pest bis hin ins 17. Jahrhundert bedeuteten große Rückschlägen in der Stadtentwicklung. Seit dem 18. Jahrhundert zog sich der Ort stärker in das Tal (Bachstraße) hinunter. Die Einwohnerzahl sank bis 1871 auf 524, stieg bis 1939 auf 598 und dann erst nach dem Zweiten Weltkrieg wieder deutlich an.

Zwischen 1500 und 1822 wurde um Grevenstein Bergbau betrieben. In mehreren Bergwerks-Stollen wurden Eisenerze abgebaut und Edelmetalle wie Kupfer-, Blei-, Gold- und Silbererze gesucht und ausgewaschen. Die dafür in den Berg gebrochenen Stollen sind heute noch zu finden. In der „Neuen Bache" befand sich die Aschenhütte „Pottasche". Zudem gab es ab 1900 am Ortsrand einige Steinbrüche. Der Bergbau scheiterte jedoch an der fehlenden Infrastruktur (Eisenbahn).

Die Wasserversorgung erfolgte einige Jahrhunderte lang über verschiedene Brunnen innerhalb der Stadtmauern. Der Ausbau des Wegenetzes und eine öffentliche Wasserversorgung, die 1893 von dem nach Pennsylvania ausgewanderten Grevensteiner Peter Conrad Nagel gestiftet wurde, verbesserten die Lebensbedingungen gravierend. So wurde 1893 auch eine Schützenhalle errichtet. Aus einer kleinen Gasthausbrauerei entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Veltins-Brauerei, welche heute den Ort prägt.

In Grevenstein gab es zahlreiche Handwerker und Händler. Kupferhändler, Kesselmacher, Kürschner, Leinenweber, Kirchenmaler, Schmiede, Sattler, Stellmacher, Gastwirte, Besenbinder, Müller und Färberer. Andere Einwohner bestritten ihren Lebensunterhalt teils als Tagelöhner. Und überall in den Gassen in Grevenstein hörte man das Klappern der Webstühle; Flachs, Hanf und Wolle wurden gesponnen.

Heute sind unter anderem folgende Unternehmen in Grevenstein zu finden: Brauerei, Speditionen, Autowerkstatt, Schreinerei, Bauunternehmen, Sägewerk, Busunternehmen, Landwirte, Maler, Kunstschmiede, Schneiderei, Metzger.

Die Gemarkung Grevenstein hat eine Fläche von 1.374 Hektar. 1773 gab es 64 Höfe, die Landwirtschaft betrieben; heute sind es noch 7 landwirtschaftliche Betriebe. Bis ca. 1945 wurde in Grevenstein noch Flachs zur Leinen-Herstellung, und Futterrüben – auch für die Gewinnung des Zuckerrüben-Sirups – angebaut. Es wurden Kartoffeln, verschiedene Getreidesorten, Kohlraben, sowie Gemüse angebaut. Zudem wurde ein geringerer Teil für die Futtergewinnung für das Rindvieh als Grünland bewirtschaftet, um Milch und Butter zu produzieren.

Heute wird der größte Teil als Grünland bewirtschaftet. Es gibt Biobetriebe mit Milchkühen für die Milchproduktion, ebenso findet man auch noch die alten heimischen Rinderrassen wie die rotbunte Kuh oder das Sauerländische Höhenvieh. Einige Betriebe erzeugen imkereigenen Honig, zudem bewirtschaftet ein Forstwirt seine Flächen als Weihnachtsbaumkulturen.

Im Sauerland wurde bis ins 18. Jahrhundert das Bier in jedem Haus selbst gebraut. Den dafür benötigten Kessel ließ der Pfarrer im Dorf reihum gehen. Die Gründung der Brauerei in Grevenstein geht ins Jahr 1824 zurück, als Franz Kramer begann, Bier in Fässern zu verkaufen. 1852 verkaufte er an Clemens Veltins. 1883 entstand der neue Brauerei-Standort an der Streue. Aus Quellen um Grevenstein entspringt besonders weiches Wasser. Das Grevensteiner kalkarme Quellwasser mit einem Härtegrad von nur 3,5 gegenüber normalem Wasser von 12 – 15 ist bestens geeignet für Bier Pilsener Art. Mit Carl Veltins hält Anfang der 1920er Jahre erstmalig die Elektrizität in der Brauerei Einzug – eine wahre Innovation für die damalige Zeit. Als Unternehmerin machte sich Rosemarie Veltins (14. Februar 1938 – 30. April 1994) einen Namen. Heute rangiert die Brauerei unter der Führung von Susanne Veltins mit über 2 Mio. Hektolitern Bier zu den „Top Ten" der Brauereien in Deutschland.

Historische Geschichten

Hier möchten wir Ihnen weitere historische Geschichten über Grevenstein vorstellen:

Die Geschichte der Mühlen in Grevenstein
Auszug Grevensteiner Dorfleben – Ausgabe 2017
Autor: Franz Ferdinand Rammrath
Download Mühlen (9,4 MB)

Zeitreise durch die Grevensteiner Schulgeschichte
Auszug Grevensteiner Dorfleben – Ausgabe 2018
Autor: Franz Ferdinand Rammrath
Download Schulgeschichte (15,2 MB)

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